Anreise entlang der Adria und durch Griechenland
weiter mit: Montenegro
weiter mit: Albanien
weiter mit: Griechenland
17.4.13 Mittwoch vom Start bis Bayern
Start bei Km-Stand 30030
Mit einem Tag Verspätung geht es nun heute endlich los. Nach unserer Reise zur Hochzeit von Margerita und Daniel in Lodz hat die Zeit zum Packen nicht ausgereicht. Außerdem gab es noch ein paar andere gaaanz wichtige Aufgaben zu erledigen. Gegen 9.00 Uhr stehen wir vor der Garage, das Motorrad ist fertig bepackt und startklar und wartet darauf, von der Leine gelassen zu werden. Noch einmal von meinem lieben Schatz verabschieden, ein paar Beweisfotos und dann geht es los.
Deutschland besteht aus eintöniger Autobahnbolzerei. Vor Hof genehmige ich uns einige Kilometer kurvige Landstraße, um nicht mit der Kirche ums Dorf zu fahren. Dann geht es wieder endlos geradeaus. Selbst die Bundesstraße über Calw bietet nicht viel mehr Abwechslung, dafür aber eine nicht enden wollende Blechlawine ohne weitere Höhepunkte. Kurz vor Erreichen der vorgebuchten Pension in einem “Vorort” von Traunstein gibt es beim vierten oder fünften Tankstopp eine unangenehme Überraschung: Meine EC-Karte wird mit der Begründung “Limit überschritten” abgelehnt. Die Reise geht ja gut los. Vorbereitet bin ich ja auf Vieles, nur nicht auf Ärger mit der Bank. Keine Servicenummer mit, die PIN fürs Telefonbanking natürlich auch nicht (braucht man für die telefonische Anfrage nach den Gründen). Also Rechner an, WLAN der Pension suchen — und wer hat den Zugangscode: Chef kommt erst gegen 20 Uhr nach Hause. Gegen 21 Uhr, ich hatte mich nach der langen Fahrt von sieben Stunden schon ins Bett gelegt, klopft es leise — nun auch nicht mehr!
Am nächste Morgen nach dem Frühstück und zwei weiteren Anläufen dann Internet, die Servicenummer der Bank und dort angerufen. Es wurde dann auf einen Übertragungsfehler getippt, der mit einer Probeabhebung bestätigt wurde.
18.4.13 Donnerstag bis Kroatien
Nun konnte der zweite Reisetag richtig beginnen. Mein Bruder wollte mich am Abend vorher noch von der Großglocknerstraße überzeugen, ich reduzierte mich aber auf die Roßfeldhochstraße. Der Kassierer an der Mautstelle wusste auch zu berichten, dass der Großglockner noch nicht freigegeben ist. Außerdem wollte ich ja keine Alpentour, mein Ziel war viel weiter südöstlich. Anschließend führte mich das Navi mit einigen Bonusmetern und Wendungen zur Verladestation der “Autoschleuse Tauernbahn”. An Stelle der Autobahn über den Berg wollte ich mit dem Autozug durch den Berg. In Anbetracht des sommerlichen Wetters wäre die Straße sicher auch eine gute Wahl gewesen, die Abwechslung und das Erlebnis Tauernbahn waren aber für mich die bessere Wahl.
Danach folgten bald wieder Autobahn, LKW, Tunnel usw. Das ging so bis hinter Ljubljana. Die Grenzabfertigungsanlage Österreich — Slowenien, die schon lange nicht mehr benötigt wird, ist übrigens ein gigantisches Bauwerk mit riesigen Ausmaßen. Da hat jemand richtig Geld in den Sand gesetzt!
Hinter Ljubljana kam dann Landstraße mit einer endlosen Blechlawine in Richtung Kroatien. War Slowenien äußerlich anfangs von Deutschland und Östereich kaum zu unterscheiden, wurde die Umgebung allmählich “ärmer”, die Häuser älter und die Straßen schlechter. Meine Suche nach einem Quartier für die Nacht brachte dementsprechend auch kein brauchbares Ergebnis. Bei der Suche nach einem möglichen Zeltplatz (es waren zwischenzeitlich schon mal 28°C) brachte mich bis an die kroatische Grenze. Die Entscheidung zwischen einem womöglich noch nicht geöffnetem Zeltplatz irgendwo im Wald und dem Grenzübertritt viel ziemlich schnell. Die Grenzabfertigung bestand auf beiden Seite nur noch aus dem formalen Vorzeigen des Persos. Man merkte den Leuten an, dass sie keine Lust mehr auf Kontrolle hatte. Ihre Aufgabe wird mit dem Beitritt Kroatiens zur EU am 1.7.2013 ?? wegfallen. Warum also noch der Aufwand. Die Straßen wurden dann zusehends schlechter, dafür leer und kurvig.
Nach ca. 12 Km fand sich dann auch eine Unterkunft in einer Pension, die mehr ein Hotel ist. Die Gaststätte war dekoriert mit einem echten Bärenfell und vielen anderen Jagdmotiven und ‑utensilien.
Nach einem schönen Abendessen mit auffallend gutem Weißbrot ist nun Tagebuch angesagt. Diesmal gleich auf dem Rechner, vielleicht lässt sich daraus was fürs Internet basteln. Die Streckenplanung für morgen muss ich erst einmal verschieben, da die Landkarten am Motorrad in der abgeschlossenen Garage liegen.
Übernachtung in Pansion Lovacki in Delnice, Nahe der slowenisch-kroatischen Grenze für 207 Kuna (ca. 28€).
19.4.13 bis Montenegro ?
Das Motorrad hatte wieder ein Dach über dem Kopf, musste sich dieses aber mit Altpapier und anderem Kram teilen. Niemand hat über Nacht Schaden genommen.
Zu Beginn der nächsten Tagesetappe entlockte ich dem Bankomaten eines Sparkassenablegers, der sich direkt neben einer Konzum-Filiale befand, 200 Kuna, damit ich wenigstens etwas Bargeld in der Landeswährung in der Tasche habe. Mein heutiges Zwischenziel waren die Plitvicer Seen, wo die Indianerfilme einst gedreht wurden. Was ich von außen sehen konnte, war, dass es sehr schön sein muss. Für eine ein- bis mehrtägige Wanderung sicher ein lohnendes Ziel. Aber nur um von dem sicherlich spektakulären Wasserfall einige Bilder machen zu können, denn fürs Wandern war ich nun überhaupt nicht angezogen, sollte ich 110 Kuna (15€) Eintritt zahlen. Da ich bisher nie im Lotto was gewonnen hatte, hab’ ich’s mir dann doch verkniffen. Für weniger als die Hälfte des Preises bekam ich später ein komplettes Mittagessen.
Parallel zur Landesgrenze zu Bosnien-Herzegovina führte mich mein Navi weiter nach Südosten. Anfangs vereinzelt, später immer häufiger sah ich ausgebrannte Häuser. Als dann noch welche mit Einschusslöchern zu sehen waren, war mir schlagartig klar, was hier losgewesen sein muss. So viele ausgebrannte und verlassene bzw. nicht fertig gebaute Häuser habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass nur die Hälfte aller Häuser bewohnt sind. Selbst ganze Fabrikanlagen sind offenbar Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen geworden.
Die Fahrt weiter war recht abwechslungsreich. Neben einem Pass mit knapp 1200m Höhe waren weit gezogene Täler, landwirtschaftlich intensiver genutzte Ebenen, Seen und Berge mit noch weißen Kuppen zu sehen. Die Straßenverhältnisse reichten von ganz neu bis hin zu Flickenteppich. Als dann die Tankanzeige (Reservestellung am Benzinhahn) sich meldete, hatte die nächste verfügbare Tankstelle doch tatsächlich Siesta. Letztendlich sind die 10 Liter aus dem Zusatztank fast auch noch durch den Vergaser geflossen, bis sich eine Tankmöglichkeit an der Strecke zeigte. Damit hat sich die Mühe mit dem Einbau wieder einmal ausgezahlt. Jetzt sitze ich in Trilj in der Höhe von Split in meinem Hotelzimmer und klopfe die Tasten. Mein Optimismus, dass sich noch irgendwann und irgendwo ein Bett für mich finden wird, hat sich wieder einmal bewährt.
20.4.13 Samstag bis Montenegro
Weiter führt mich der Weg in Richtung Südost. Als kleines Zwischenziel war die heilige Grotte “Cyrena i Modro” an der Grenze zu Bosnien-Herzegowina. Etwas abseits der Straße standen ein großes Kreuz aus einem hellen Stein und ein Altar auf einer etwas erhöhten Fläche. Alles war ziemlich neu und sehr sauber und gepflegt. Etwa 20 Meter weiter war ein kleine Höhle, geschützt mit einem schmiedeeisernen Tor. Von außen konnte man gut die Figur im Inneren sehen. Eine Tafel mit Erläuterungen oder Hinweisen fand ich leider nicht. Offenbar geht man davon aus, dass die Besucher schon mit dem entsprechenden Wissen herkommen. Während ich am Rande der Anlage noch eine Pause machte, kam ein Wagen und jemand hatte ohne sichtbares Ziel etwas zu kontrollieren. Da war ich wohl zu lange hier. Auf jeden Fall haben die Leute ein Auge auf die Anlage.
Mein Weg führte mich weiter in Grenznähe in Richtung Küste. Neue Straßen sorgten für die Verbindungen zwischen den Orten, die neue Grenze hatte die alten abgeschnitten. Über drei Gebirgskämmen kam ich der Adria immer näher. Das Meer hatte ich bisher ja noch nicht gesehen. Die Aussichten waren spektakulär, besonders der Abstieg zur Küstenstraße. Auch um so etwas zu sehen, war ich schließlich unterwegs — herrlich.
Auf der Karte fand ich einen Zeltplatz auf der Halbinsel Korcula. Nach Übernachtungen in Hotelbetten sollte endlich das Zelt zum Einsatz kommen. Die Küstenstraße entlang, nach Passieren des Meerzuganges von Bosnien-Herzegowina mit den üblichen Grenzkontrollen, bog ich nach rechts auf die Halbinsel ab. Im Ort Ston gab es eine alte Festung. Viel imposanter war allerdings der mit einer Festungsanlage uneinnehmbar geschützte Berg am Ort. Man hatte fast den gesamten Berg einfach zur Festung ausgebaut. Wer mal in die Gegend kommt…
Die Sache mit dem Zeltplatz war ein Wort mit “X”. Wie ich auch auf der weiteren Suche bestätigt bekam, ist hier noch lange keine Saison, obwohl es schon sehr sommerliche Temperaturen waren. Auf der weiteren Übernachtungssuche stand ich dann vor dem Grenzübergang nach Montenegro — also rüber. Perso, Zulassung und grünen Versicherungsschein vorlegen, das war es. Mal sehen, ob das immer so einfach und unkompliziert bleibt. Die bisher am der Straße sichtbaren Hotels versprachen gute Preise — für den Betreiber. Erst am Eingang zur Bucht von Kotor fand sich ein Haus, was meinen Vorstellungen entsprach. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite gab es auch eine sichere Übernachtungsmöglichkeit für meine Maschine.
21.4.13 Sonntag ein Ruhetag in Zelenika am Nordende der Bucht von Kotor
Mein Hinterteil will sich noch nicht so richtig mit der Sitzbank und dem extra noch darübergelegten Schaffell anfreunden. Nach meiner Spanientour im vergangenen Jahr wusste ich, dass trotz der aufgepolsterten Sitzbank auf einer Enduro das Streckefahren nicht wirklich sitzfleischfreundlich ist. Das Fell soll, trotz des Nachteils der Wasseraufnahme bei Regen, bei zahlreichen Motorradglobetrottern zur Grundausrüstung gehören. Auch wollte ich mir bei der geplanten Dauer der Tour einen Rhythmus zwischen Fahr- und Pausentagen angewöhnen. Bei Sommerwetter und den ersten Palmen war ein Spaziergang an der Adriaküste ein willkommener Ausgleich zum langen Sitzen.
22.4.13 Montag Regentag — also noch ein Ruhetag
Es hat wie aus Kübeln geschüttet. Fahren wäre echt sinnlos gewesen. Da ich zu spät reagiert hatte, waren auch noch mein schönes Schaffell und mein kleiner Tankrucksack, in dem die Benzinleitung vom Zusatztank versteckt ist, leider doch nass geworden. Mal sehen, wie DAS wieder trocknet.
Es blieb also Zeit zum Tagebuch schreiben und fürs stöbern im Internet, wie für mich die beste Lösung für die Homepage-Erstellung aussehen könnte. Ein Dankeschön geht an dieser Stelle an Holger. Sein Vorschlag hat mich ein ganzes Stück weiter gebracht. Am Bildereinfügen arbeite ich noch. Die Entscheidung, ein “acer aspire one D207” (10,1Zoll klein ‚320 GB HDD, 2 GB RAM, großer Akkupack) mitzunehmen, scheint gut zu sein.
23.4.13 Dienstag eine Runde durch Montenegro
Start bei Km 31789
Ein Tag sollte Montenegro gehören. Als Ziele hatte ich mir den Kanjon-Tare (Tara Canyon) und die Bucht von Kotor ausgewählt, dazu wieder das Navi auf kürzeste Strecke und Autobahnverbot gestellt, das sollte eine interessante Tour werden.
Die Küstenstraße ist bedingt durch die hohe Verkehrsdichte nicht schön zu fahren, aber die Aussichten sind interessant und abwechslungsreich. Die Strecke nach Niksic bietet da schon mehr Fahrspaß. Sie ist in einem sehr guten Zustand und man kommt auch gut voran. Ab Niksic sollte es dann über eine kleine Nebenstraßen in Richtung Zabljak gehen. Der Weg stieg ständig weiter an, wurde schmaler und auch schlechter. Die Temperaturen gingen dafür aber nach unten, stellenweise zeigte das Thermometer nur noch 8°C an. Schließlich tauchten vor mir Hinweisschilder auf ein Skigebiet auf. Die Saison war schon zu Ende, alles geschlossen, und Schnee gab es nur noch auf den umliegenden Bergkuppen. Also die Strecke weiter. Es dauerte nicht allzu lange, bis die halbe Straßenbreite mit Schnee blockiert war, dann war ein PKW vor einem Schneeberg abgestellt — ich fahre ja kein Auto, also an der Seite noch vorbei. Zwei Kurven weiter war dann aber auch für mich Schluss, Mitte April in Adrianähe, hätte ich so nicht erwartet.
Also, ca. 20Km zurück und über die Hauptstraße weiter. Die Strecke wurde immer besser und das Motorradfahren macht Freude. In Zabljak an einer Tankstelle kam dann doch noch ein Unermüdlicher mit seinen Brettern im Auto vorbei. Da ist offenbar doch noch eine Skiabfahrt möglich. Kurze Zeit später stand ich auf der großen Brücke über der Tara und staunte bei dem Anblick. Der eigentliche Canyon war zwar nicht einzusehen, die Bilder aber dennoch beeindruckend. Die Taraschlucht ist nach dem Grand Canyon in den USA die zweit tiefste Schlucht der Erde (sagt man). Nur hätte ich wohl einen anderen Aussichtspunkt wählen sollen, um einen Blick direkt in den Canyon erhaschen zu können.
Für die, die es besser machen wollen, der eigentliche Canyon liegt nordwestlich der Brücke. Mein Weg aber führte mich am Fluss entlang in die andere Richtung und dann weiter nach Podgorica.
An einem steilen Anstieg mit Überholspur vor Kotor machte das Fahren wieder richtig Freude — bis plötzlich die Kelle kam! 83Km/h statt der vorgeschriebenen 60 kosten 70€. Das Zahlverfahren ist für Ausländer dann noch der Aufschlag. Die Polizei behält ein Pfand (Führerschein), mit dem Knöllchen fährst du zur Bank, zahlst und bekommst gegen Vorlage des Einzahlungsbeleges das Pfand auf der Dienstelle wieder zurück. Sch…eibenkleister. Als der wirklich freundliche Ordnungshüter mir das in gutem Englisch klargemacht hatte, kam ein PKW angebraust, der offensichtlich um einiges schneller war ich ich — und damit offenbar auch lukrativer. Mit dem Hinweis im Ohr, in Zukunft langsamer zu fahren, wurde ich entlassen. Wie gesagt, ein echt freundlicher Ordnungshüter.
Für diesen Schreck wurde ich mit dem Blick vom Himmel auf die Stadt und die gleichnamige Bucht Kotor mehr als voll entschädigt. Wenn man aus fast 1000 Metern Höhe fast senkrecht nach unten auf die Hafenstadt sehen kann — welche Superlative soll ich nehmen. Wer sich diesen Anblick entgehen lässt, ist selbst schuld.
Die beschriebene Rundfahrt hat etwa elf Stunden in Anspruch genommen.
24.4.13 weiter nach Albanien
Start bei Km 32230
Die Maschine ist bepackt und der Parkplatzwächter bezahlt. Mein Weg führt mich zunächst an der Küstenstraße entlang. Mit der Fähre verkürzt sich der Weg um die gesamte Bucht von Kotor um einige Kilometer zähen Verkehr. Ab Petrovac sollte die Fahrt in Richtung des Shkoder-See’s gehen, um der Küstenstraße zu entrinnen. Aber weder mein Navi noch ich fanden die in der Karte eingezeichnete Straße?? Was soll’s, fahren wir also durch den neuen, mautpflichtigen Tunnel ein paar Kilometer weiter. Dass die Streckenwahl am See entlang richtig war, zeigte sich rasch, als mich die kleine und recht ordentliche Straße weit oberhalb des See’s durch durch die Berge leitete. Kleine Dörfer und immer wieder ein sehr schöner Blick über den See von Shkoder auf die albanischen Alpen machten die Fahrt zu einem Erlebnis.
Zwischen dem See und der Küste existiert nur ein Grenzübergang nach Albanien. Der kurze, vom Navi ermittelte Weg führte teils steil bergab auf kleinsten Straßen und Wegen in die Ebene. Mit Perso, Zulassung und grünem Versicherungsschein war der Grenzübertritt in einer Viertelstunde erledigt. An der nächsten Tankstelle wurde mir auch erklärt, dass ich mit Euros durch das Land kommen werde (10 Euro tauschte ich später doch gegen 1400 Lek ein, um Kleinstbeträge besser zahlen zu können).
Eine kurze, aber dafür sehr intensive Einführung in die albanische Straßenverkehrsgepflogenheiten wurde mir in Shkoder zuteil. Wo Platz war wurde gefahren, jeder zweite Autofahrer hat ein Handy am Ohr, Radfahrer aus und in alle Richtungen, dazwischen Fußgänger — unsere Ordnungshüter würden wohl fluchtartig das Feld räumen. Für die innerorts vorgeschriebene Maximalgeschwindigkeit von 40 Km/h brauchte es wirklich keine weiteren Erläuterungen mehr.
Im albanischen Reisehandbuch von Volker Grundmann wurde die orginelle Fähre auf dem Stausee von Koman und der Weg zur Anlegestelle als sehr interessant und sehenswert beschrieben. Die Fähre existiert nicht mehr, aber der Weg interessierte mich schon. Für 30 Km wurden minimal 1:15 h veranschlagt. Die Streckenführung und die Umgebung waren sehr schön, nur machte die die Straße, so man sie noch so nennen darf, die Fahrt zur Strapaze — ich nicht noch einmal.
Weiter führte mich mein Weg auf der SH5 in Richtung Kukes. Da es bereits 10 Uhr und kein Hotel in Aussicht war, suchte ich mir heute eine von der Straße nicht einsehbare Wiese und baute mein Zelt auf.
Mit Vodavone konnte ich sogar für nur 29 Cent pro Minute nach Hause telefonieren (in Montenegro waren es übrigens noch 5,63 Euro/h — nur so zur Warnung).
25.4.13 Donnerstag bis Bajram Curri
Start bei Km 32697
Am Morgen bekam das Motorrad etwas Zuwendung. Die bisherigen 2700 Km mit viel Autobahn und bei hochsommerlichen Temperaturen schlugen sich sichtbar auf den Ölverbrauch nieder. Mit ca. einem Liter neuen Öl zeigte der Peilstab wieder MAX an. Meine Lebensmittelvorräte waren gleich Null, wozu auch bei den Temperaturen verderbliche Sachen auf Vorrat mitschleppen. Nach einer Stunde Fahrt ein Pause zum Frühstücken war also der Plan. In der Nähe von Fushe soll eine kleine und interessante Strecke nördlich in Richtung Fierze führen. Ab dem Abzweig wurde die Nebenstraße völlig neu gemacht. Da es kaum Umleitungsmöglichkeiten gibt, führte die Strecke mitten durch die Baustelle. Da sollte zu Hause mal einer die Herren Straßenbauer bei der Arbeit stören. Nach einigen Kilometern waren die Baustellenmarkierungen immer noch vorhanden, die Straße aber ziemlich übel. Eigentlich kann es nur besser werden. Da ich aber in Albanien bin und hier fast alles ein wenig anders ist, wurde es selbstverständlich nicht besser sondern schlimmer. Mein armes Motorrad. Es soll mich noch geschätzte 10.000 Km tragen und ich schicke es hier durch Schlaglöcher, die ihrem Namen alle Ehre machen, durch Spurrinnen und Steinstrecken, auf denen man sonst Fahrwerks-Lebensdauerermittlungen durchführt. Irgendwann muss es doch mal.… In einem kleinen Dorf irgendwo im Nichts dann plötzlich ein frisch ausgeschachteter Kabelgraben quer durchs Gelände, ohne Vorwarnung, Absperrung — einfach da! Links kein Weg, rechts weit weg einige Männer mit Spitzhacke und Spaten. Da sind also die “Übeltäter”. Der Aushub lag auf meiner Seite. Also füßelte ich ein Stück zurück und hüpfte mit meiner 250-Kilo-Fuhre drüber. Der Weg wurde noch schlechter und weniger befahren. An Umkehren dachte ich schon lange nicht mehr, da ich nach 1,5 Stunden etwa auf Streckenmitte war. Das Navi (warum vertraue ich ihm ausgerechnet heute?) zeigte den Weg bis zum Zielort an.
Wer Murphys Gesetze kennt, ahnt was noch kommen wird. Am Straßenknick in einem kleinen Seitental war die Straße weggerutscht. Man hatte mit Geröll ein Provisorium aufgeschüttet, dass für echte Geländewagen und deren Fahrer schon eine Herausforderung war. Gerade so Fahrzeugbreite, rechts Felsen fast senkrecht nach oben und links fünf Meter Nichts, danach große Felsbrocken. Das Provisorium ging mit 100% Steigung ca. zwei Meter nach oben, verlief dann wellig bis zum Straßenknick und dann nach unten in eine wassergefüllte Spurrinne. Das Trialtraining im
TTB sagte dann immer: Strecke abgehen, wo setze ich das Vorderrad hin und welche Risiken gibt es weiter. Die weiteren Risiken waren in meinem Falle klar. Recht mit dem Seitenkoffer gegen den Felsen — .… Links ca. einen Meter neben der Schlucht, dann noch die Kurve im Geröll, das Alles mitten in der Wildnis und als Alleinfahrer — oder ca. drei Stunden die Schinderei zurück. In der zweiten, schlammgefüllten Spurrinne, die ich mir nicht vorher angeschaut hatte, da hat es mich fast hingelegt. Die Schinderei ging noch ca. eine Stunde weiter, dann konnte ich den Staudamm von Fierze sehen und hatte tatsächlich richtig neuen Asphalt unter den Reifen.
Dass es dann an drei Tankstellen in Folge kein Benzin gab, war nur noch Beiwerk. In Bajram Curri bekam ich dann doch Benzin und vom Tankwart noch den Hinweis auf das schöne Hotel “Boshnjaku” neben der Moschee.
War das ein Tag!
26.4.13 Freitag Tour ins Valbona-Tal
In Albanien ist der Euro als Zweitwährung normal. Bis auf Kleinigkeiten konnte man alle Rechnungen damit begleichen. Während es in den bisher durchreisten Länder üblich war, mit EC-Karte an Tankstellen, in Hotels usw. zu zahlen, ist in Albanien nur Bargeld das wahre. Die Frage nach Kartenzahlung führte immer zu einem Kopfschütteln. War Montenegro schon verhältnismäßig günstig, gingen die Preise hier in Albanien noch weiter nach unten (außer Benzin).
Mit der Einreise in dieses, wie ich finde sehr interessante Land, taucht man prakisch in eine völlig andere Welt ein. Der größte Teil der hier wirklich geschundenen PKW stammt zwar aus der VW-Familie, aber alles Andere ist anders oder zumindest stark modifiziert. Da gibt es Außentreppen am Hotel ohne Geländer, elektrischer Schutzgrad im Duschbad — was ist das? Helmschutz auf motorisierten Zweirädern bleibt den Ausländer vorbehalten und vieles mehr. Der erste selbsterlebte Stadtverkehr machte mir auch klar, dass hier Verkehrsregeln nur auf dem Papier zu stehen scheinen. Was funktioniert ist der Rechtsverkehr (nur bei Kraftfahrzeugen) und die Rote Ampel. Was aber auch funktioniert, ist Rücksichtnahme gepaart mit Selbstbewußtsein. Meine große Hupe hat mir mit einmaligem Gebrauch auch mal einen Drängler auf Respektabstand gebracht und dort gehalten. Dann gibt es noch die Straßenschäden. Sie sind fast immer und überall anzutreffen, kündigen sich nicht an und sind in der Regel von der heftigen bis sehr heftigen Art. Auch auf vermeintlich guten Straßen können sie unvermittelt vor dir auftauchen. Wenn man nicht mit ihnen rechnet, bekommt man — ganz einfach — ein richtiges Problem.
Während meiner gesamten Zeit in Albanien habe ich kein einziges unfreundliches Gesicht zu sehen bekommen, die Gastfreundschaft ist auffallend herzlich, und jeder war intensiv bemüht, meine Wünsche zu erfüllen. In den ländlichen Gebieten wurde sehr häufig mit erhobener Hand gegrüßt und ich bin sicher, man hätte mir auch bei jedem Problem geholfen; nicht wegen der Dienstleistung gegen Geld, sondern aus Hilfsbereitschaft. Das Flair, besonders in den größeren Orten, ist völlig anders und mit dem, was ich bisher kennenlernen durfte in keinster Weise vergleichbar. Europa scheint hier, abgesehen von Autos und Handies noch nicht angekommen zu sein. Mein Rat an die Leser, seht euch das Land an bevor Europa dort ankommt. Es ist einmalig.
Als kleinen Tagesausflug hatte ich mir das Tal von Valbona vorgenommen. Die Strecke führt in die albanischen Alpen und endet ganz hinten im Tal an einer Bergwand. Die andere Seite dieser Wand erreicht man zu Fuß, mit Pferden oder einem großen Straßenbogen durch das Land. In dem Valbonatal hat auch Bajram Curri gelebt, dessen Namen heute die Stad trägt und die ihm auch ein Denkmal gesetzt hat. Man baut die Straße aus, um das Tal touristisch zu erschließen. Also hatte ich wieder einmal eine Schotterstrecke. Weiter hinten im Tal waren die Bauarbeiten schon beendet und ein Asphaltband verlief am Fluß entlang weiter ins Tal hinein. Es ist ein wunderschönes Hochgebirgstal, bestens geeignet zum Wandern und Ausspannen.
Die Infrastruktur bildet sich, es gibt ein paar kleine Gaststätten und Hotels. Der hintere Teil des Tales bleibt aber den Fußgängern, Eseln, Pferden und Schafen vorbehalten. Die Straße endet unvermittelt am letzten Haus in Valbona.
27.4.13 Samstag über Kukes weiter nach Süden
Start bei 32775 Km
Ab heute soll es wieder weiter in südlicher Richtung gehen. Geplant ist die Strecke über Kukes, Peshkopi, Librazd nach Elbasan. Sie verläuft in etwa parallel zur albanischen Ostgrenze über kleine Straßen und hat auch einige landschaftliche Höhepunkte zu bieten. Auf der Hangseite gegenüber Bajram Curri schraubt sich eine schöne Straße langsam am Berghang in die Höhe. Der Blick zurück auf die Stadt und die Gebirgskette ist ein eindrucksvoller Abschied von diesem Ort. Beim Straßenbau hatte man wohl etwas gepfuscht, jedenfalls gab es immer häufiger einzelne, aber erhebliche Schäden, die etwas mehr Aufmerksamkeit erforderten. Es war aber schön zu fahren bis — zur Hauptstraße von Kukes zum nördlichen Grenzübergang Richtung Dakovica. Die Strecke wurde neu gebaut und folgerichtig gab es — Schotterstrecke. Ich kann keinen Schotter mehr sehen. Ein Teilstück wurde mit einem neuen Straßenverlauf gebaut und ich konnte noch ein Stück der alten Straße fahren. Südlich von Kukes waren die Straßen laut Karte eine Nummer kleiner. Ich beschloss, mir die ersten Kilometer anzusehen und dann zu entscheiden. Nach einigen Kilometern erschien vor mir in Fahrtrichtung die Landebahn eines kleinen Flugplatzes und meine Straße führte außen am Zaum herum — natürlich auf Schotter. Am alten Straßenverlauf dann ein alter Mann mit Kühen und an den Straßenrändern abgeladener Bauschutt. Alles klar! Die kleinen Strecken fallen heute aus. Also zurück nach Kukes und auf die neugebaute Autobahn in Richtung Tirana. Endlich mal keine Straßenschäden, keine Schlaglöcher und kein Schotter. Der Verlauf der Piste war interessant, führte er doch mitten durchs Gebirge und der Bauaufwand war immens. Auch ein 9‑Km-Tunnel gehörte dazu. An einer Raststätte gab es Kaffee und etwas zu essen zu den sonst auch üblichen Preisen und , nicht wie zu Hause, mit Autobahnaufschlag. Vom Ende der Autobahn bis Tirana zog es sich schnurgerade und in Kolonne hin — langweilig, hieß aber ich kam vorwärts. Durch Tirana musste ich quer durch. Der Verkehr war eine Steigerung dessen, was ich bisher in diesem Land an Straßenverkehr kennengelernt hatte. Weiter führte mich die Straße auf einem Gebirgskamm entlang nach Elbasan. Den weiteren Verlauf fand das Navi nicht und ein Tankwart half mir weiter. Er erzählte auch, dass die von mir gewählte Strecke asphaltiert ist und mit meiner Maschine kein Problem ist. Also ging es weiter über Gramsh in Richtung Korce, wo ich wieder auf meine alte Strecke stoßen wollte. Die Straße war verhältnismäßig gut und ich kam auch gut voran in einem breiten Tal, dessen Fluss viel Geröll angeschwemmt hatte.
Der am Taleingang gebaute Staudamm war nicht gefüllt und somit stand meine Straße auch nicht, wie im Internet zu lesen, unter Wasser. Irgendwo hinter Gramsh machte eine italienische BMW-Motorradgruppe Pause. Wild gestikulierend riefen sie mich zurück. Gefühlte sechs Leute redeten in sieben Sprachen auf mich ein und wollten mir was erklären: Die Asphaltstrecke war bald zu Ende, sie haben für die Gegenrichtung meiner Reststrecke bis Korce ca. drei Stunden gebraucht, so schlecht ist sie und einer von ihnen hatte auch deutliche Schlammspuren einer Bauchlandung. Die BMW-Palette reicht von einer betagten R75 bis zum neuen Sechszylinder. Diese Straßenkreuzer auf Schotter wie ich ihn bisher kennengelernt hatte? Wird wohl nicht so schlimm werden. Auf jeden Fall folgte ich ihrem Rat, mir ein Bett zu suchen und am kommenden Tag bei Tageslicht weiter zu fahren. Viel Fahrzeit blieb mir eh nicht und nach einer Stelle für mein Zelt hatte ich schon geschaut. Der Übernachtungsplatz war auch bald gefunden und nachdem drei Ziegenhirten mit ihren Tieren an mir vorbei waren, gab es auch warmes Essen aus der Tüte und ein Telefonat nach Hause. Dass es nachts noch leicht regnete und ich mir Vorwürfe über die leichtfertig ausgewählte Stelle für den Zeltaufbau machte , sei noch am Rande erwähnt.
28.4.13 Sonntag in Albanien weiter nach Süden
Start bei Km 33140
Am nächsten Morgen dauerte es recht lange, bis mein Zelt wieder trocken war, denn die Sonne erreichte meinen Übernachtungsplatz erst gegen 8 Uhr. Mein restliches Trinkwasser reichte noch für einen Tee und dann konnte es weitergehen. Mal sehen, wovon die Italiener so gesprochen hatten. Es war heftig! Tal und Straße/Weg wurden schmaler, die Steine größer, da war er wieder, der Schotter. Die meistgebrauchte Getriebestufe war der erste Gang und das über Stunden. Stellenweise war die Straße in einen fast senkrechten Felshang gebaut, es ging links steil nach oben und nach drei Meter “Fahrbahn” rechts steil nach unten. Leitplanken oder andere Sicherungsmaßnahmen — Fehlanzeige. Dafür waren einige Gedenktafeln am Abgrund zu sehen, offenbar von Leuten, die es nicht geschafft hatten, hier fehlerfrei durch zu kommen. Meine Fahrspur war auch immer die wandseitige, um bei einem größeren Wackler noch Möglichkeiten zu haben.
Ab und an fuhr ich auch durch kleine Dörfer und sah Leute auf Eseln und mit Packpferden. Diese zu fotografieren, mochte und konnte ich nicht, ich bin doch hier nicht im Zoo. Einmal “überholte” mich eine größere Mercedes-Limosine und schaukelte sich und ihre beiden Passagiere etwas schneller als ich war über die Piste. Es ist doch sehr erstaunlich, was die alten Dinger hier noch aushalten müssen und offenbar auch aushalten. Die Geschicklichkeitseinlagen waren zum Teil wirklich anspruchsvoll und ich staunte nicht schlecht, dass die Italiener mit ihren dicken Straßenmaschinen hier lang gekommen sein sollen und die Stelle, an der der eine von ihnen den Bauchlander gemacht haben muss, meine ich auch erkannt zu haben. Alle Achtung vor den Jungs!
Asphalt gab es dann auch wieder und der Motor freute sich über vernünftige Arbeit. Es rollte gut bis Korce und mein Navi sollte mich sicher auf dem richtigen Weg durch die Stadt bringen. Was ich in der Zwischenzeit gelernt hatte war, egal ob ich kurze Strecke oder schnelle Strecke vorgebe, es ist immer die kurze in diesen Ländern. Sonntag ist Markttag und so führte mich das Teil zielsicher über die Marktstraße mitten durch das Gewühl von Menschen, Fahrrädern und Autos. Umgeschaut hätte ich gern, aber was würde in der Zwischenzeit aus meinen Sachen? Die Frage gilt für mich übrigens auch in Deutschland.
Was folgte, war eine abwechslungsreiche Landstraße gute Qualität bis zu meinem heutigen Reiseziel ” Hotel Taverne Peshku”, etwa 15 Km vor Leskovik. Morgen ist dort für mich ein Pausentag vorgesehen. Die Vorinformationen versprechen einen schönen Ort zum Pausieren.
29.4.13 Pausentag
Ein kleines Gasthaus mit Forellenzuchtanlage, Gästebungalows und einer Wiese zum Zelten. Die Anlage liegt wunderschön in einem kleinen, von Laubwald umgebenen Tal. Neben den Forellenbecken sind weitere, überdachte Tischgruppen platziert, sodass man wunderbar draußen seine Speisen genießen kann. Natürlich gab es heute eine gegrillte Forelle für mich, es war ein Genuss. Gestern Abend kamen noch fünf italienische Motorradfahrer zum Übernachten an. Diesmal war nur eine BMW (650ccm) dabei, aber alles Enduros. Einer von ihnen ist schon mehrere Rallyes in Nordafrika mitgefahren. Als sie meine Baghira erkannten, kam richtig Begeisterung bei ihnen auf. Die Maschine muss einen weitreichenden Ruf haben. Alle meine Ausrüstungsdetails wurden diskutiert, bewertet und offenbar auch für gut befunden. Nach einem gemeinsamen Frühstück und Gruppenfotos machten sie sich auf ihren Weg weiter Richtung Nordost. Ich aber genoss den Tag, schrieb an meinem Tagebuch und erledigte meine Wäsche. Jetzt ist es Abend, es gibt keinen Strom und meine Welt ist in Ordnung.
Erwähnen möchte ich noch den Reisebus voller deutscher Touris, die hier Pause machten. Nicht ein einziger von ihnen hatt bei der Ankunft oder sonst irgendwann gegrüßt. Die sind fast durch mich hindurch gelaufen. Sollte das Klischee der Deutschen im Ausland doch stimmen? Ich fürchte, das war am heutigen Tag die Antwort auf diese Frage.
30.4.13 nach Griechenland
Start bei Km 33281
Nach einem schönen Frühstück mitten in der Freiluftanlage machte ich mich auf den Weg nach Griechenland. Einige Kilometer südlich befindet sich der Grenzübergang und sollte somit schnell erreicht sein. Der Straßenverlauf war sehr abwechslungsreich, die Fahrbahn soweit in Ordnung. Im letzten Ort vor der Grenze wollten mein Navi und auch ich den Abzweig wieder mal nicht finden, es lag diesmal mehr bei mir, denn die Schotterstrecke wollte ich wohl nicht wahr haben. Man hatte begonnen, diese Stichstraße auszubauen, der neue Straßenverlauf war soweit fertig. Einige Brücken fehlten noch — und natürlich der Asphalt. Mit der Hoffnung, dass es in Griechenland keine oder zumindest wesentlich weniger Schotterstrecken geben wird, stand ich dieses letzte Stück auch noch durch. Schotterstrecken hatte ich in der letzten Woche sehr reichlich, und soviel Abenteuer wie in Albanien wollte ich eigentlich auf meiner Tour nicht erleben. Oder ist so etwas das Salz in der Suppe solcher Touren.
Die Grenzformalitäten an dem kleinen und wenig frequentierten Übergang waren schnell erledigt und ich genoss sehr gute Straßen mit optimaler Streckenführung für Motorradfahrer. Die Temperaturen lagen ein ganzes Stück oberhalb des Bikeroptimums als eine kleine Gaststätte am Straßenrand mit schattigen Plätzen zur Pause einlud. Ein älteres Paar war der Betreiber, ihre Deutschkenntnisse machten die Bestellung sehr einfach und gemundet hat es mir auch. Der Tag lief gut, meine Streckenwahl in Richtung Meteora konnte nicht besser sein und ich genoss die Fahrt in vollen Zügen. Von einem Gebirgspass aus waren die Felsformationen, auf denen die Klöster errichtet worden waren, schon von Weiten zu sehen.
Meine Vorbereitungen auf solche Sehenswürdigkeiten beschränken sich meist auf das Finden des Weges, alles andere wird dann vor Ort entschieden. Laut Landkarte verläuft eine Ringstraße um die eingezeichneten Stellen, also sehen wir uns das mal an. Die Zufahrt über die Berge hinter den Klöstern war neu gemacht und ganz auf die Besucherwünsche ausgerichtet. Die Aussichtspunkte sind so gewählt, dass man die Prospektbilder in Natura geboten bekommt.
Zwischendurch kam ein etwas rundlicher Typ mit seinem Roller angefahren und bot neben seinem Hotel auch eine kleine Übersichtskarte dieses Gebietes an. Mit dieser war die die Orientierung wesentlich leichter. Da es auf 18 Uhr zuging, wählte ich sein Hotel zur Übernachtung, hatte ich es von der Straße aus vorher auch schon gesehen. Nach einem schönen Abendessen dozierte oben genannter Typ uns die Ohren mit seiner Weltanschauung und seiner Sicht auf die gegenwärtigen Geschehnisse zu. Jeder Versuch der Unaufmerksamkeit oder Themenwechsels wurde durch ihn mit Nachdruck unterbunden. So etwas hatte ich lange nicht mehr — sehr unangenehmer Typ. Ich bekam aber bald die Kurve und verdrückte mich. Am nächsten Morgen bekam ich ihn nur kurz zu Gesicht, was ein Glück.
1.5.13 weiter in Richtung Türkei
Start bei Km 33517
Quer durchs Land in Richtung Thessaloniki führte mich das Navi durch eine wunderschöne (Motorradfahrer-)Landschaft. Kurven und Berge gab es ohne Ende, wie klein sind dagegen Harz oder Schwarzwald. Da an dem heutigen Tag aber Kilometer machen angesagt war, landete ich dann doch auf der Autobahn und selbst diese war anfangs noch sehr abwechslungsreich. Später wurde die Landschaft flacher, um vor Thessaloniki glatt wie ein Tisch zu sein. Hinter dieser Metropole kam doch wieder ein wenig Auf und Ab, Kilometer schrubben bliebt es aber. Für die Grenzpassage Griechenland-Türkei braucht ich eine gefühlte Stunde. Es waren über 30 Grad und die Schlange vor mir benötigte einige Zeit, um an den Grenzbeamten vorbei zu kommen. Durch die Zeitverschiebung war es plötzlich eine Stunde später und ca. 20 Kilometer hinter der Grenze fand sich dann ein einfaches Hotel an der Straße. Bis hierher waren es ab meinem Start zu Hause 4000 Km. Mein “Zielland” war also erreicht.