Anreise über Griechenland

Anreise entlang der Adria und durch Griechenland

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wei­ter mit: Mon­te­ne­gro
wei­ter mit: Alba­ni­en
wei­ter mit: Grie­chen­land

17.4.13 Mittwoch                  vom Start bis Bayern

Start bei Km-Stand 30030

Mit einem Tag Ver­spä­tung geht es nun heu­te end­lich los. Nach unse­rer Rei­se zur Hoch­zeit von Mar­ge­ri­ta und Dani­el in Lodz hat die Zeit zum Packen nicht aus­ge­reicht. Außer­dem gab es noch ein paar ande­re gaa­anz wich­ti­ge Auf­ga­ben zu erle­di­gen. Gegen 9.00 Uhr ste­hen wir vor der Gara­ge, das Motor­rad ist fer­tig bepackt und start­klar und war­tet dar­auf, von der Lei­ne gelas­sen zu wer­den. Noch ein­mal von mei­nem lie­ben Schatz ver­ab­schie­den, ein paar Beweis­fo­tos und dann geht es los.

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Deutsch­land besteht aus ein­tö­ni­ger Auto­bahn­bol­ze­rei. Vor Hof geneh­mi­ge ich uns eini­ge Kilo­me­ter kur­vi­ge Land­stra­ße, um nicht mit der Kir­che ums Dorf zu fah­ren. Dann geht es wie­der end­los gera­de­aus. Selbst die Bun­des­stra­ße über Calw bie­tet nicht viel mehr Abwechs­lung, dafür aber eine nicht enden wol­len­de Blech­la­wi­ne ohne wei­te­re Höhe­punk­te. Kurz vor Errei­chen der vor­ge­buch­ten Pen­si­on in einem “Vor­ort” von Traun­stein gibt es beim vier­ten oder fünf­ten Tank­stopp eine unan­ge­neh­me Über­ra­schung: Mei­ne EC-Kar­te wird mit der Begrün­dung “Limit über­schrit­ten” abge­lehnt. Die Rei­se geht ja gut los. Vor­be­rei­tet bin ich ja auf Vie­les, nur nicht auf Ärger mit der Bank. Kei­ne Ser­vice­num­mer mit, die PIN fürs Tele­fon­ban­king natür­lich auch nicht (braucht man für die tele­fo­ni­sche Anfra­ge nach den Grün­den). Also Rech­ner an, WLAN der Pen­si­on suchen — und wer hat den Zugangs­code:  Chef kommt erst gegen 20 Uhr nach Hau­se. Gegen 21 Uhr, ich hat­te mich nach der lan­gen Fahrt von sie­ben Stun­den schon ins Bett gelegt, klopft es lei­se — nun auch nicht mehr!
Am nächs­te Mor­gen nach dem Früh­stück und zwei wei­te­ren Anläu­fen dann Inter­net, die Ser­vice­num­mer der Bank und dort ange­ru­fen. Es wur­de dann auf einen Über­tra­gungs­feh­ler getippt, der mit einer Pro­be­ab­he­bung bestä­tigt wur­de.

 

 

18.4.13  Donnerstag             bis Kroatien

Nun konn­te der zwei­te Rei­se­tag rich­tig begin­nen. Mein Bru­der woll­te mich am Abend vor­her noch von der Groß­glock­ner­stra­ße über­zeu­gen, ich redu­zier­te mich aber auf die Roß­feld­hoch­stra­ße. Der Kas­sie­rer an der Maut­stel­le wuss­te auch zu berich­ten, dass der Groß­glock­ner noch nicht frei­ge­ge­ben ist. Außer­dem woll­te ich ja kei­ne Alpen­tour, mein Ziel war viel wei­ter süd­öst­lich. Anschlie­ßend führ­te mich das Navi mit eini­gen Bonus­me­tern und Wen­dun­gen zur Ver­la­de­sta­ti­on der  “Auto­schleu­se Tau­ern­bahn”. An Stel­le der Auto­bahn über den Berg woll­te ich mit dem Auto­zug durch den Berg. In Anbe­tracht des som­mer­li­chen Wet­ters wäre die Stra­ße sicher auch eine gute Wahl gewe­sen, die Abwechs­lung und das Erleb­nis Tau­ern­bahn waren aber für mich die bes­se­re Wahl.

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Danach folg­ten bald wie­der Auto­bahn, LKW, Tun­nel usw. Das ging so bis hin­ter Ljublja­na. Die Grenz­ab­fer­ti­gungs­an­la­ge Öster­reich — Slo­we­ni­en, die schon lan­ge nicht mehr benö­tigt wird, ist übri­gens ein gigan­ti­sches Bau­werk mit rie­si­gen Aus­ma­ßen. Da hat jemand rich­tig Geld in den Sand gesetzt!
Hin­ter Ljublja­na kam dann Land­stra­ße mit einer end­lo­sen Blech­la­wi­ne in Rich­tung Kroa­ti­en. War Slo­we­ni­en äußer­lich anfangs von Deutsch­land und Öste­reich kaum zu unter­schei­den, wur­de die Umge­bung all­mäh­lich “ärmer”, die Häu­ser älter und die Stra­ßen schlech­ter. Mei­ne Suche nach einem Quar­tier für die Nacht brach­te dem­entspre­chend auch kein brauch­ba­res Ergeb­nis. Bei der Suche nach einem mög­li­chen Zelt­platz (es waren zwi­schen­zeit­lich schon mal 28°C) brach­te mich bis an die kroa­ti­sche Gren­ze. Die Ent­schei­dung zwi­schen einem womög­lich noch nicht geöff­ne­tem Zelt­platz irgend­wo im Wald und dem Grenz­über­tritt viel ziem­lich schnell. Die Grenz­ab­fer­ti­gung bestand auf bei­den Sei­te nur noch aus dem for­ma­len Vor­zei­gen des Persos. Man merk­te den Leu­ten an, dass sie kei­ne Lust mehr auf Kon­trol­le hat­te. Ihre Auf­ga­be wird mit dem Bei­tritt Kroa­ti­ens zur EU am 1.7.2013 ?? weg­fal­len. War­um also noch der Auf­wand. Die Stra­ßen wur­den dann zuse­hends schlech­ter, dafür leer und kur­vig.

Nach ca. 12 Km fand sich dann auch eine Unter­kunft in einer Pen­si­on, die mehr ein Hotel ist. Die Gast­stät­te war deko­riert mit einem ech­ten Bären­fell und vie­len ande­ren Jagd­mo­ti­ven und ‑uten­si­li­en.

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Nach einem schö­nen Abend­essen mit auf­fal­lend gutem Weiß­brot ist nun Tage­buch ange­sagt.  Dies­mal gleich auf dem Rech­ner, viel­leicht lässt sich dar­aus was fürs Inter­net bas­teln. Die Stre­cken­pla­nung für mor­gen muss ich erst ein­mal ver­schie­ben, da die Land­kar­ten am Motor­rad in der abge­schlos­se­nen Gara­ge lie­gen.
Über­nach­tung in Pan­si­on Lova­cki in Del­nice, Nahe der slo­we­nisch-kroa­ti­schen Gren­ze für 207 Kuna (ca. 28€).

 

19.4.13   bis Montenegro ?

Das Motor­rad hat­te wie­der ein Dach über dem Kopf, muss­te sich die­ses aber mit Alt­pa­pier und ande­rem Kram tei­len. Nie­mand hat über Nacht Scha­den genom­men.
Zu Beginn der nächs­ten Tages­etap­pe ent­lock­te ich dem Ban­ko­ma­ten eines Spar­kas­sen­ab­le­gers, der sich direkt neben einer Kon­z­um-Filia­le befand, 200 Kuna, damit ich wenigs­tens etwas Bar­geld in der Lan­des­wäh­rung in der Tasche habe. Mein heu­ti­ges Zwi­schen­ziel waren die Plit­vicer Seen, wo die India­ner­fil­me einst gedreht wur­den. Was ich von außen sehen konn­te, war, dass es sehr schön sein muss. Für eine ein- bis mehr­tä­gi­ge Wan­de­rung sicher ein loh­nen­des Ziel. Aber nur um von dem sicher­lich spek­ta­ku­lä­ren Was­ser­fall eini­ge Bil­der machen zu kön­nen, denn fürs Wan­dern war ich nun über­haupt nicht ange­zo­gen, soll­te ich 110 Kuna (15€) Ein­tritt zah­len. Da ich bis­her nie im Lot­to was gewon­nen hat­te, hab’ ich’s mir dann doch ver­knif­fen. Für weni­ger als die Hälf­te des Prei­ses bekam ich spä­ter ein kom­plet­tes Mit­tag­essen.
Par­al­lel zur Lan­des­gren­ze zu Bos­ni­en-Her­ze­go­vina führ­te mich mein Navi wei­ter nach Süd­os­ten. Anfangs ver­ein­zelt, spä­ter immer häu­fi­ger sah ich aus­ge­brann­te Häu­ser. Als dann noch wel­che mit Ein­schuss­lö­chern zu sehen waren, war mir schlag­ar­tig klar, was hier los­ge­we­sen sein muss. So vie­le aus­ge­brann­te und ver­las­se­ne bzw. nicht fer­tig gebau­te Häu­ser habe ich in mei­nem Leben noch nicht gese­hen. Manch­mal hat­te ich den Ein­druck, dass nur die Hälf­te aller Häu­ser bewohnt sind. Selbst gan­ze Fabrik­an­la­gen sind offen­bar Opfer der krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen gewor­den.
Die Fahrt wei­ter war recht abwechs­lungs­reich. Neben einem Pass mit knapp 1200m Höhe waren weit gezo­ge­ne Täler, land­wirt­schaft­lich inten­si­ver genutz­te Ebe­nen, Seen und Ber­ge mit noch wei­ßen Kup­pen zu sehen. Die Stra­ßen­ver­hält­nis­se reich­ten von ganz neu bis hin zu Fli­cken­tep­pich. Als dann die Tank­an­zei­ge (Reser­ve­stel­lung am Ben­zin­hahn) sich mel­de­te, hat­te die nächs­te ver­füg­ba­re Tank­stel­le doch tat­säch­lich Sies­ta. Letzt­end­lich sind die 10 Liter aus dem Zusatz­tank fast auch noch durch den Ver­ga­ser geflos­sen, bis sich eine Tank­mög­lich­keit an der Stre­cke zeig­te. Damit hat sich die Mühe mit dem Ein­bau wie­der ein­mal aus­ge­zahlt. Jetzt sit­ze ich in Trilj in der Höhe von Split in mei­nem Hotel­zim­mer und klop­fe die Tas­ten. Mein Opti­mis­mus, dass sich noch irgend­wann und irgend­wo ein Bett für mich fin­den wird, hat sich wie­der ein­mal bewährt.

20.4.13   Samstag bis Montenegro

Wei­ter führt mich der Weg in Rich­tung Süd­ost. Als klei­nes Zwi­schen­ziel war die hei­li­ge Grot­te “Cyre­na i Modro” an der Gren­ze zu Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na. Etwas abseits der Stra­ße stan­den ein gro­ßes Kreuz aus einem hel­len Stein und ein Altar auf einer etwas erhöh­ten Flä­che. Alles war ziem­lich neu und sehr sau­ber und gepflegt. Etwa 20 Meter wei­ter war ein klei­ne Höh­le, geschützt mit einem schmie­de­ei­ser­nen Tor. Von außen konn­te man gut die Figur im Inne­ren sehen. Eine Tafel mit Erläu­te­run­gen oder Hin­wei­sen fand ich lei­der nicht. Offen­bar geht man davon aus, dass die Besu­cher schon mit dem ent­spre­chen­den Wis­sen her­kom­men.  Wäh­rend ich am Ran­de der Anla­ge noch eine Pau­se mach­te, kam ein Wagen und jemand hat­te ohne sicht­ba­res Ziel etwas zu kon­trol­lie­ren. Da war ich wohl zu lan­ge hier. Auf jeden Fall haben die Leu­te ein Auge auf die Anla­ge.

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Mein Weg führ­te mich wei­ter in Grenz­nä­he in Rich­tung Küs­te. Neue Stra­ßen sorg­ten für die Ver­bin­dun­gen zwi­schen den Orten, die neue Gren­ze hat­te die alten abge­schnit­ten. Über drei Gebirgs­käm­men kam ich der Adria immer näher. Das Meer hat­te ich bis­her ja noch nicht gese­hen. Die Aus­sich­ten waren spek­ta­ku­lär, beson­ders der Abstieg zur Küs­ten­stra­ße. Auch um so etwas zu sehen, war ich schließ­lich unter­wegs — herr­lich.

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Auf der Kar­te fand ich einen Zelt­platz auf der Halb­in­sel Kor­cu­la. Nach Über­nach­tun­gen in Hotel­bet­ten soll­te end­lich das Zelt zum Ein­satz kom­men. Die Küs­ten­stra­ße ent­lang, nach Pas­sie­ren des Meer­zu­gan­ges von Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na mit den übli­chen Grenz­kon­trol­len, bog ich nach rechts auf die Halb­in­sel ab. Im Ort Ston gab es eine alte Fes­tung. Viel impo­san­ter war aller­dings der mit einer Fes­tungs­an­la­ge unein­nehm­bar geschütz­te Berg am Ort. Man hat­te fast den gesam­ten Berg ein­fach zur Fes­tung aus­ge­baut. Wer mal in die Gegend kommt…

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Die Sache mit dem Zelt­platz war ein Wort mit “X”. Wie ich auch auf der wei­te­ren Suche bestä­tigt bekam, ist hier noch lan­ge kei­ne Sai­son, obwohl es schon sehr som­mer­li­che Tem­pe­ra­tu­ren waren. Auf der wei­te­ren Über­nach­tungs­su­che stand ich dann vor dem Grenz­über­gang nach Mon­te­ne­gro — also rüber. Per­so, Zulas­sung und grü­nen Ver­si­che­rungs­schein vor­le­gen, das war es. Mal sehen, ob das immer so ein­fach und unkom­pli­ziert bleibt. Die bis­her am der Stra­ße sicht­ba­ren Hotels ver­spra­chen gute Prei­se — für den Betrei­ber. Erst am Ein­gang zur Bucht von Kotor fand sich ein Haus, was mei­nen Vor­stel­lun­gen ent­sprach. Auf der gegen­über lie­gen­den Stra­ßen­sei­te gab es auch eine siche­re Über­nach­tungs­mög­lich­keit für mei­ne Maschi­ne.

 

 

21.4.13 Sonntag        ein Ruhetag in Zelenika am Nordende der Bucht von Kotor

Mein Hin­ter­teil will sich noch nicht so rich­tig mit der Sitz­bank und dem extra noch dar­über­ge­leg­ten Schaf­fell anfreun­den. Nach mei­ner Spa­ni­en­tour im ver­gan­ge­nen Jahr wuss­te ich, dass trotz der auf­ge­pols­ter­ten Sitz­bank auf einer Endu­ro das Strecke­fah­ren nicht wirk­lich sitz­fleisch­freund­lich ist. Das Fell soll, trotz des Nach­teils der Was­ser­auf­nah­me bei Regen, bei zahl­rei­chen Motor­rad­glo­be­trot­tern zur Grund­aus­rüs­tung gehö­ren. Auch woll­te ich mir bei der geplan­ten Dau­er der Tour einen Rhyth­mus zwi­schen Fahr- und Pau­sen­ta­gen ange­wöh­nen. Bei Som­mer­wet­ter und den ers­ten Pal­men war ein Spa­zier­gang an der Adria­küs­te ein will­kom­me­ner Aus­gleich zum lan­gen Sit­zen.

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22.4.13  Montag        Regentag — also noch ein Ruhetag

Es hat wie aus Kübeln geschüt­tet. Fah­ren wäre echt sinn­los gewe­sen. Da ich zu spät reagiert hat­te, waren auch noch mein schö­nes Schaf­fell und mein klei­ner Tank­ruck­sack, in dem die Ben­zin­lei­tung vom Zusatz­tank ver­steckt ist, lei­der doch nass gewor­den. Mal sehen, wie DAS wie­der trock­net.

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Es blieb also Zeit zum Tage­buch schrei­ben und fürs stö­bern im Inter­net, wie für mich die bes­te Lösung für die Home­page-Erstel­lung aus­se­hen könn­te. Ein Dan­ke­schön geht an die­ser Stel­le an Hol­ger. Sein Vor­schlag hat mich ein gan­zes Stück wei­ter gebracht. Am Bil­der­ein­fü­gen arbei­te ich noch. Die Ent­schei­dung, ein “acer aspi­re one D207” (10,1Zoll klein ‚320 GB HDD, 2 GB RAM, gro­ßer Akku­pack) mit­zu­neh­men, scheint gut zu sein.

 

23.4.13 Dienstag         eine Runde durch Montenegro

Start bei Km 31789

Ein Tag soll­te Mon­te­ne­gro gehö­ren. Als Zie­le hat­te ich mir den Kan­jon-Tare (Tara Can­yon) und die Bucht von Kotor aus­ge­wählt, dazu wie­der das Navi auf kür­zes­te Stre­cke und Auto­bahn­ver­bot gestellt, das soll­te eine inter­es­san­te Tour wer­den.

Die Küs­ten­stra­ße ist bedingt durch die hohe Ver­kehrs­dich­te nicht schön zu fah­ren, aber die Aus­sich­ten sind inter­es­sant und abwechs­lungs­reich. Die Stre­cke nach Nik­sic bie­tet da schon mehr Fahr­spaß. Sie ist in einem sehr guten Zustand und man kommt auch gut vor­an. Ab Nik­sic soll­te es dann über eine klei­ne Neben­stra­ßen in Rich­tung Zabljak gehen. Der Weg stieg stän­dig wei­ter an, wur­de schma­ler und auch schlech­ter. Die Tem­pe­ra­tu­ren gin­gen dafür aber nach unten, stel­len­wei­se zeig­te das Ther­mo­me­ter nur noch 8°C an. Schließ­lich tauch­ten vor mir Hin­weis­schil­der auf ein Ski­ge­biet auf. Die Sai­son war schon zu Ende, alles geschlos­sen, und Schnee gab es nur noch auf den umlie­gen­den Berg­kup­pen. Also die Stre­cke wei­ter. Es dau­er­te nicht all­zu lan­ge, bis die hal­be Stra­ßen­brei­te mit Schnee blo­ckiert war, dann war ein PKW vor einem Schnee­berg abge­stellt — ich fah­re ja kein Auto, also an der Sei­te noch vor­bei. Zwei Kur­ven wei­ter war dann aber auch für mich Schluss, Mit­te April in Adria­nä­he, hät­te ich so nicht erwar­tet.

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Also, ca. 20Km zurück und über die Haupt­stra­ße wei­ter. Die Stre­cke wur­de immer bes­ser und das Motor­rad­fah­ren macht Freu­de. In Zabljak an einer Tank­stel­le kam dann doch noch ein Uner­müd­li­cher mit sei­nen Bret­tern im Auto vor­bei. Da ist offen­bar doch noch eine Ski­ab­fahrt mög­lich. Kur­ze Zeit spä­ter stand ich auf der gro­ßen Brü­cke über der Tara und staun­te bei dem Anblick. Der eigent­li­che Can­yon war zwar nicht ein­zu­se­hen, die Bil­der aber den­noch beein­dru­ckend. Die Taraschlucht ist nach dem Grand Can­yon in den USA die zweit tiefs­te Schlucht der Erde (sagt man). Nur hät­te ich wohl einen ande­ren Aus­sichts­punkt wäh­len sol­len, um einen Blick direkt in den Can­yon erha­schen zu kön­nen.

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Für die, die es bes­ser machen wol­len, der eigent­li­che Can­yon liegt nord­west­lich der Brü­cke. Mein Weg aber führ­te mich am Fluss ent­lang in die ande­re Rich­tung und dann wei­ter nach Pod­go­ri­ca.

An einem stei­len Anstieg mit Über­hol­spur vor Kotor mach­te das Fah­ren wie­der rich­tig Freu­de — bis plötz­lich die Kel­le kam! 83Km/h statt der vor­ge­schrie­be­nen 60 kos­ten 70€. Das Zahl­ver­fah­ren ist für Aus­län­der dann noch der Auf­schlag. Die Poli­zei behält ein Pfand (Füh­rer­schein), mit dem Knöll­chen fährst du zur Bank, zahlst und bekommst gegen Vor­la­ge des Ein­zah­lungs­be­le­ges das Pfand auf der Dienstel­le wie­der zurück. Sch…eibenkleister. Als der wirk­lich freund­li­che Ord­nungs­hü­ter mir das in gutem Eng­lisch klar­ge­macht hat­te, kam ein PKW ange­braust, der offen­sicht­lich um eini­ges schnel­ler war ich ich — und damit offen­bar auch lukra­ti­ver. Mit dem Hin­weis im Ohr, in Zukunft lang­sa­mer zu fah­ren, wur­de ich ent­las­sen. Wie gesagt, ein echt freund­li­cher Ord­nungs­hü­ter.

Für die­sen Schreck wur­de ich mit dem Blick vom Him­mel auf die Stadt und die gleich­na­mi­ge Bucht Kotor mehr als voll ent­schä­digt. Wenn man aus fast 1000 Metern Höhe fast senk­recht nach unten auf die Hafen­stadt sehen kann — wel­che Super­la­ti­ve soll ich neh­men. Wer sich die­sen Anblick ent­ge­hen lässt, ist selbst schuld.

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Die beschrie­be­ne Rund­fahrt hat etwa elf Stun­den in Anspruch genom­men.

 

24.4.13   weiter nach Albanien

Start bei Km 32230

Die Maschi­ne ist bepackt und der Park­platz­wäch­ter bezahlt. Mein Weg führt mich zunächst an der Küs­ten­stra­ße ent­lang. Mit der Fäh­re ver­kürzt sich der Weg um die gesam­te Bucht von Kotor um eini­ge Kilo­me­ter zähen Ver­kehr. Ab Petro­vac soll­te die Fahrt in Rich­tung des Shkoder-See’s gehen, um der Küs­ten­stra­ße zu ent­rin­nen. Aber weder mein Navi noch ich fan­den die in der Kar­te ein­ge­zeich­ne­te Stra­ße?? Was soll’s, fah­ren wir also durch den neu­en, maut­pflich­ti­gen Tun­nel ein paar Kilo­me­ter wei­ter. Dass die Stre­cken­wahl am See ent­lang rich­tig war, zeig­te sich rasch, als mich die klei­ne und recht ordent­li­che Stra­ße weit ober­halb des See’s durch durch die Ber­ge lei­te­te. Klei­ne Dör­fer und immer wie­der ein sehr schö­ner Blick über den See von Shko­der auf die alba­ni­schen Alpen mach­ten die Fahrt zu einem Erleb­nis.

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Zwi­schen dem See und der Küs­te exis­tiert nur ein Grenz­über­gang nach Alba­ni­en. Der kur­ze, vom Navi ermit­tel­te Weg führ­te teils steil berg­ab auf kleins­ten Stra­ßen und Wegen in die Ebe­ne. Mit Per­so, Zulas­sung und grü­nem Ver­si­che­rungs­schein war der Grenz­über­tritt in einer Vier­tel­stun­de erle­digt. An der nächs­ten Tank­stel­le wur­de mir auch erklärt, dass ich mit Euros durch das Land kom­men wer­de (10 Euro tausch­te ich spä­ter doch gegen 1400 Lek ein, um Kleinst­be­trä­ge bes­ser zah­len zu kön­nen).

Eine kur­ze, aber dafür sehr inten­si­ve Ein­füh­rung in die alba­ni­sche Stra­ßen­ver­kehrs­ge­pflo­gen­hei­ten wur­de mir in Shko­der zuteil. Wo Platz war wur­de gefah­ren, jeder zwei­te Auto­fah­rer hat ein Han­dy am Ohr, Rad­fah­rer aus und in alle Rich­tun­gen, dazwi­schen Fuß­gän­ger — unse­re Ord­nungs­hü­ter wür­den wohl flucht­ar­tig das Feld räu­men. Für die inner­orts vor­ge­schrie­be­ne Maxi­mal­ge­schwin­dig­keit von 40 Km/h brauch­te es wirk­lich kei­ne wei­te­ren Erläu­te­run­gen mehr.

Im alba­ni­schen Rei­se­hand­buch von Vol­ker Grund­mann wur­de die orgi­nel­le Fäh­re auf dem Stau­see von Koman und der Weg zur Anle­ge­stel­le als sehr inter­es­sant und sehens­wert beschrie­ben. Die Fäh­re exis­tiert nicht mehr, aber der Weg inter­es­sier­te mich schon. Für 30 Km wur­den mini­mal 1:15 h ver­an­schlagt. Die Stre­cken­füh­rung und die Umge­bung waren sehr schön, nur mach­te die die Stra­ße, so man sie noch so nen­nen darf, die Fahrt zur Stra­pa­ze — ich nicht noch ein­mal.

Wei­ter führ­te mich mein Weg auf der SH5 in Rich­tung Kukes. Da es bereits 10 Uhr und kein Hotel in Aus­sicht war, such­te ich mir heu­te eine von der Stra­ße nicht ein­seh­ba­re Wie­se und bau­te mein Zelt auf.

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Mit Voda­vo­ne konn­te ich sogar für nur 29 Cent pro Minu­te nach Hau­se tele­fo­nie­ren (in Mon­te­ne­gro waren es übri­gens noch 5,63 Euro/h — nur so zur War­nung).

 

25.4.13 Donnerstag     bis Bajram Curri

Start bei Km 32697

Am Mor­gen bekam das Motor­rad etwas Zuwen­dung. Die bis­he­ri­gen 2700 Km mit viel Auto­bahn und bei hoch­som­mer­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren schlu­gen sich sicht­bar auf den Ölver­brauch nie­der. Mit ca. einem Liter neu­en Öl zeig­te der Peil­stab wie­der MAX an. Mei­ne Lebens­mit­tel­vor­rä­te waren gleich Null, wozu auch bei den Tem­pe­ra­tu­ren ver­derb­li­che Sachen auf Vor­rat mit­schlep­pen. Nach einer Stun­de Fahrt ein Pau­se zum Früh­stü­cken war also der Plan. In der Nähe von Fus­he soll eine klei­ne und inter­es­san­te Stre­cke nörd­lich in Rich­tung Fier­ze füh­ren. Ab dem Abzweig wur­de die Neben­stra­ße völ­lig neu gemacht. Da es kaum Umlei­tungs­mög­lich­kei­ten gibt, führ­te die Stre­cke mit­ten durch die Bau­stel­le. Da soll­te zu Hau­se mal einer die Her­ren Stra­ßen­bau­er bei der Arbeit stö­ren. Nach eini­gen Kilo­me­tern waren die Bau­stel­len­mar­kie­run­gen immer noch vor­han­den, die Stra­ße aber ziem­lich übel. Eigent­lich kann es nur bes­ser wer­den. Da ich aber in Alba­ni­en bin und hier fast alles ein wenig anders ist, wur­de es selbst­ver­ständ­lich nicht bes­ser son­dern schlim­mer. Mein armes Motor­rad. Es soll mich noch geschätz­te 10.000 Km tra­gen und ich schi­cke es hier durch Schlag­lö­cher, die ihrem Namen alle Ehre machen, durch Spur­rin­nen und Stein­stre­cken, auf denen man sonst Fahr­werks-Lebens­dau­er­ermitt­lun­gen durch­führt. Irgend­wann muss es doch mal.… In einem klei­nen Dorf irgend­wo im Nichts dann plötz­lich ein frisch aus­ge­schach­te­ter Kabel­gra­ben quer durchs Gelän­de, ohne Vor­war­nung, Absper­rung — ein­fach da! Links kein Weg, rechts weit weg eini­ge Män­ner mit Spitz­ha­cke und Spa­ten. Da sind also die “Übel­tä­ter”. Der Aus­hub lag auf mei­ner Sei­te. Also füßel­te ich ein Stück zurück und hüpf­te mit mei­ner 250-Kilo-Fuh­re drü­ber. Der Weg wur­de noch schlech­ter und weni­ger befah­ren. An Umkeh­ren dach­te ich schon lan­ge nicht mehr, da ich nach 1,5 Stun­den etwa auf Stre­cken­mit­te war. Das Navi (war­um ver­traue ich ihm aus­ge­rech­net heu­te?) zeig­te den Weg bis zum Ziel­ort an.

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Wer Mur­phys Geset­ze kennt, ahnt was noch kom­men wird. Am Stra­ßen­knick in einem klei­nen Sei­ten­tal war die Stra­ße weg­ge­rutscht. Man hat­te mit Geröll ein Pro­vi­so­ri­um auf­ge­schüt­tet, dass für ech­te Gelän­de­wa­gen und deren Fah­rer schon eine Her­aus­for­de­rung war. Gera­de so Fahr­zeug­brei­te, rechts Fel­sen fast senk­recht nach oben und links fünf Meter Nichts, danach gro­ße Fels­bro­cken. Das Pro­vi­so­ri­um ging mit 100% Stei­gung ca. zwei Meter nach oben, ver­lief dann wel­lig bis zum Stra­ßen­knick und dann nach unten in eine was­ser­ge­füll­te Spur­rin­ne. Das Tri­al­trai­ning im
TTB sag­te dann immer: Stre­cke abge­hen, wo set­ze ich das Vor­der­rad hin und wel­che Risi­ken gibt es wei­ter. Die wei­te­ren Risi­ken waren in mei­nem Fal­le klar. Recht mit dem Sei­ten­kof­fer gegen den Fel­sen — .… Links ca. einen Meter neben der Schlucht, dann noch die Kur­ve im Geröll, das Alles mit­ten in der Wild­nis und als Allein­fah­rer — oder ca. drei Stun­den die Schin­de­rei zurück. In der zwei­ten, schlamm­ge­füll­ten Spur­rin­ne, die ich mir nicht vor­her ange­schaut hat­te, da hat es mich fast hin­ge­legt. Die Schin­de­rei ging noch ca. eine Stun­de wei­ter, dann konn­te ich den Stau­damm von Fier­ze sehen und hat­te tat­säch­lich rich­tig neu­en Asphalt unter den Rei­fen.

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Dass es dann an drei Tank­stel­len in Fol­ge kein Ben­zin gab, war nur noch Bei­werk. In Bajram Cur­ri bekam ich dann doch Ben­zin und vom Tank­wart noch den Hin­weis auf das schö­ne Hotel “Boshn­ja­ku” neben der Moschee.
War das ein Tag!

 

 

26.4.13  Freitag       Tour ins Valbona-Tal

In Alba­ni­en ist der Euro als Zweit­wäh­rung nor­mal. Bis auf Klei­nig­kei­ten konn­te man alle Rech­nun­gen damit beglei­chen. Wäh­rend es in den bis­her durch­reis­ten Län­der üblich war, mit EC-Kar­te an Tank­stel­len, in Hotels usw. zu zah­len, ist in Alba­ni­en nur Bar­geld das wah­re. Die Fra­ge nach Kar­ten­zah­lung führ­te immer zu einem Kopf­schüt­teln. War Mon­te­ne­gro schon ver­hält­nis­mä­ßig güns­tig, gin­gen die Prei­se hier in Alba­ni­en noch wei­ter nach unten (außer Ben­zin).
Mit der Ein­rei­se in die­ses, wie ich fin­de sehr inter­es­san­te Land, taucht man pra­kisch in eine völ­lig ande­re Welt ein. Der größ­te Teil der hier wirk­lich geschun­de­nen PKW stammt zwar aus der VW-Fami­lie, aber alles Ande­re ist anders oder zumin­dest stark modi­fi­ziert. Da gibt es Außen­trep­pen am Hotel ohne Gelän­der, elek­tri­scher Schutz­grad im Dusch­bad — was ist das? Helm­schutz auf moto­ri­sier­ten Zwei­rä­dern bleibt den Aus­län­der vor­be­hal­ten und vie­les mehr. Der ers­te selbst­er­leb­te Stadt­ver­kehr mach­te mir auch klar, dass hier Ver­kehrs­re­geln nur auf dem Papier zu ste­hen schei­nen. Was funk­tio­niert ist der Rechts­ver­kehr (nur bei Kraft­fahr­zeu­gen) und die Rote Ampel. Was aber auch funk­tio­niert, ist Rück­sicht­nah­me gepaart mit Selbst­be­wußt­sein. Mei­ne gro­ße Hupe hat mir mit ein­ma­li­gem Gebrauch auch mal einen Dräng­ler auf Respekt­ab­stand gebracht und dort gehal­ten. Dann gibt es noch die Stra­ßen­schä­den. Sie sind fast immer und über­all anzu­tref­fen, kün­di­gen sich nicht an und sind in der Regel von der hef­ti­gen bis sehr hef­ti­gen Art. Auch auf ver­meint­lich guten Stra­ßen kön­nen sie unver­mit­telt vor dir auf­tau­chen. Wenn man nicht mit ihnen rech­net, bekommt man — ganz ein­fach — ein rich­ti­ges Pro­blem.

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Wäh­rend mei­ner gesam­ten Zeit in Alba­ni­en habe ich kein ein­zi­ges unfreund­li­ches Gesicht zu sehen bekom­men, die Gast­freund­schaft ist auf­fal­lend herz­lich, und jeder war inten­siv bemüht, mei­ne Wün­sche zu erfül­len. In den länd­li­chen Gebie­ten wur­de sehr häu­fig mit erho­be­ner Hand gegrüßt und ich bin sicher, man hät­te mir auch bei jedem Pro­blem gehol­fen; nicht wegen der Dienst­leis­tung gegen Geld, son­dern aus Hilfs­be­reit­schaft. Das Flair, beson­ders in den grö­ße­ren Orten, ist völ­lig anders und mit dem, was ich bis­her ken­nen­ler­nen durf­te in keins­ter Wei­se ver­gleich­bar. Euro­pa scheint hier, abge­se­hen von Autos und Han­dies noch nicht ange­kom­men zu sein. Mein Rat an die Leser, seht euch das Land an bevor Euro­pa dort ankommt. Es ist ein­ma­lig.
Als klei­nen Tages­aus­flug hat­te ich mir das Tal von Valbo­na vor­ge­nom­men. Die Stre­cke führt in die alba­ni­schen Alpen und endet ganz hin­ten im Tal an einer Berg­wand. Die ande­re Sei­te die­ser Wand erreicht man zu Fuß, mit Pfer­den oder einem gro­ßen Stra­ßen­bo­gen durch das Land. In dem Valbo­na­tal hat auch Bajram Cur­ri gelebt, des­sen Namen heu­te die Stad trägt und die ihm auch ein Denk­mal gesetzt hat. Man baut die Stra­ße aus, um das Tal tou­ris­tisch zu erschlie­ßen. Also hat­te ich wie­der ein­mal eine Schot­ter­stre­cke. Wei­ter hin­ten im Tal waren die Bau­ar­bei­ten schon been­det und ein Asphalt­band ver­lief am Fluß ent­lang wei­ter ins Tal hin­ein. Es ist ein wun­der­schö­nes Hoch­ge­birgs­tal, bes­tens geeig­net zum Wan­dern und Aus­span­nen.

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Die Infra­struk­tur bil­det sich, es gibt ein paar klei­ne Gast­stät­ten und Hotels. Der hin­te­re Teil des Tales bleibt aber den Fuß­gän­gern, Eseln, Pfer­den und Scha­fen vor­be­hal­ten. Die Stra­ße endet unver­mit­telt am letz­ten Haus in Valbo­na.

 

27.4.13  Samstag       über Kukes weiter nach Süden

Start bei 32775 Km

Ab heu­te soll es wie­der wei­ter in süd­li­cher Rich­tung gehen. Geplant ist die Stre­cke über Kukes, Pesh­ko­pi, Librazd nach Elba­san. Sie ver­läuft in etwa par­al­lel zur alba­ni­schen Ost­gren­ze über klei­ne Stra­ßen und hat auch eini­ge land­schaft­li­che Höhe­punk­te zu bie­ten. Auf der Hang­sei­te gegen­über Bajram Cur­ri schraubt sich eine schö­ne Stra­ße lang­sam am Berg­hang in die Höhe. Der Blick zurück auf die Stadt und die Gebirgs­ket­te ist ein ein­drucks­vol­ler Abschied von die­sem Ort. Beim Stra­ßen­bau hat­te man wohl etwas gepfuscht, jeden­falls gab es immer häu­fi­ger ein­zel­ne, aber erheb­li­che Schä­den, die etwas mehr Auf­merk­sam­keit erfor­der­ten. Es war aber schön zu fah­ren bis — zur Haupt­stra­ße von Kukes zum nörd­li­chen Grenz­über­gang Rich­tung Dako­vica. Die Stre­cke wur­de neu gebaut und fol­ge­rich­tig gab es — Schot­ter­stre­cke. Ich kann kei­nen Schot­ter mehr sehen. Ein Teil­stück wur­de mit einem neu­en Stra­ßen­ver­lauf gebaut und ich konn­te noch ein Stück der alten Stra­ße fah­ren. Süd­lich von Kukes waren die Stra­ßen laut Kar­te eine Num­mer klei­ner. Ich beschloss, mir die ers­ten Kilo­me­ter anzu­se­hen und dann zu ent­schei­den. Nach eini­gen Kilo­me­tern erschien vor mir in Fahrt­rich­tung die Lan­de­bahn eines klei­nen Flug­plat­zes und mei­ne Stra­ße führ­te außen am Zaum her­um — natür­lich auf Schot­ter. Am alten Stra­ßen­ver­lauf dann ein alter Mann mit Kühen und an den Stra­ßen­rän­dern abge­la­de­ner Bau­schutt. Alles klar! Die klei­nen Stre­cken fal­len heu­te aus. Also zurück nach Kukes und auf die neu­ge­bau­te Auto­bahn in Rich­tung Tira­na. End­lich mal kei­ne Stra­ßen­schä­den, kei­ne Schlag­lö­cher und kein Schot­ter. Der Ver­lauf der Pis­te war inter­es­sant, führ­te er doch mit­ten durchs Gebir­ge und der Bau­auf­wand war immens. Auch ein 9‑Km-Tun­nel gehör­te dazu. An einer Rast­stät­te gab es Kaf­fee und etwas zu essen zu den sonst auch übli­chen Prei­sen und , nicht wie zu Hau­se, mit Auto­bahn­auf­schlag. Vom Ende der Auto­bahn bis Tira­na zog es sich schnur­ge­ra­de und in Kolon­ne hin — lang­wei­lig, hieß aber ich kam vor­wärts. Durch Tira­na muss­te ich quer durch. Der Ver­kehr war eine Stei­ge­rung des­sen, was ich bis­her in die­sem Land an Stra­ßen­ver­kehr ken­nen­ge­lernt hat­te. Wei­ter führ­te mich die Stra­ße auf einem Gebirgs­kamm ent­lang nach Elba­san. Den wei­te­ren Ver­lauf fand das Navi nicht und ein Tank­wart half mir wei­ter. Er erzähl­te auch, dass die von mir gewähl­te Stre­cke asphal­tiert ist und mit mei­ner Maschi­ne kein Pro­blem ist. Also ging es wei­ter über Gramsh in Rich­tung Korce, wo ich wie­der auf mei­ne alte Stre­cke sto­ßen woll­te. Die Stra­ße war ver­hält­nis­mä­ßig gut und ich kam auch gut vor­an in einem brei­ten Tal, des­sen Fluss viel Geröll ange­schwemmt hat­te.

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Der am Tal­ein­gang gebau­te Stau­damm war nicht gefüllt und somit stand mei­ne Stra­ße auch nicht, wie im Inter­net zu lesen, unter Was­ser. Irgend­wo hin­ter Gramsh mach­te eine ita­lie­ni­sche BMW-Motor­rad­grup­pe Pau­se. Wild ges­ti­ku­lie­rend rie­fen sie mich zurück. Gefühl­te sechs Leu­te rede­ten in sie­ben Spra­chen auf mich ein und woll­ten mir was erklä­ren: Die Asphalt­stre­cke war bald zu Ende, sie haben für die Gegen­rich­tung mei­ner Rest­stre­cke bis Korce ca. drei Stun­den gebraucht, so schlecht ist sie und einer von ihnen hat­te auch deut­li­che Schlamm­spu­ren einer Bauch­lan­dung. Die BMW-Palet­te reicht von einer betag­ten R75 bis zum neu­en Sechs­zy­lin­der. Die­se Stra­ßen­kreu­zer auf Schot­ter wie ich ihn bis­her ken­nen­ge­lernt hat­te? Wird wohl nicht so schlimm wer­den. Auf jeden Fall folg­te ich ihrem Rat, mir ein Bett zu suchen und am kom­men­den Tag bei Tages­licht wei­ter zu fah­ren. Viel Fahr­zeit blieb mir eh nicht und nach einer Stel­le für mein Zelt hat­te ich schon geschaut. Der Über­nach­tungs­platz war auch bald gefun­den und nach­dem drei Zie­gen­hir­ten mit ihren Tie­ren an mir vor­bei waren, gab es auch war­mes Essen aus der Tüte und ein Tele­fo­nat nach Hau­se. Dass es nachts noch leicht reg­ne­te und ich mir Vor­wür­fe über die leicht­fer­tig aus­ge­wähl­te Stel­le für den Zelt­auf­bau mach­te , sei noch am Ran­de erwähnt.

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28.4.13  Sonntag  in Albanien weiter nach Süden

Start bei Km 33140

Am nächs­ten Mor­gen dau­er­te es recht lan­ge, bis mein Zelt wie­der tro­cken war, denn die Son­ne erreich­te mei­nen Über­nach­tungs­platz erst gegen 8 Uhr. Mein rest­li­ches Trink­was­ser reich­te noch für einen Tee und dann konn­te es  wei­ter­ge­hen. Mal sehen, wovon die Ita­lie­ner so gespro­chen hat­ten. Es war hef­tig! Tal und Straße/Weg wur­den schma­ler, die Stei­ne grö­ßer, da war er wie­der, der Schot­ter. Die meist­ge­brauch­te Getrie­be­stu­fe war der ers­te Gang und das über Stun­den. Stel­len­wei­se war die Stra­ße in einen fast senk­rech­ten Fels­hang gebaut, es ging links steil nach oben und nach drei Meter “Fahr­bahn” rechts steil nach unten. Leit­plan­ken oder ande­re Siche­rungs­maß­nah­men — Fehl­an­zei­ge. Dafür waren eini­ge Gedenk­ta­feln am Abgrund zu sehen, offen­bar von Leu­ten, die es nicht geschafft hat­ten, hier feh­ler­frei durch zu kom­men. Mei­ne Fahr­spur war auch immer die wand­sei­ti­ge, um bei einem grö­ße­ren Wack­ler noch Mög­lich­kei­ten zu haben.

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Ab und an fuhr ich auch durch klei­ne Dör­fer und sah Leu­te auf Eseln und mit Pack­pfer­den. Die­se zu foto­gra­fie­ren, moch­te und konn­te ich nicht, ich bin doch hier nicht im Zoo. Ein­mal “über­hol­te” mich eine grö­ße­re Mer­ce­des-Limo­si­ne und schau­kel­te sich und ihre bei­den Pas­sa­gie­re etwas schnel­ler als ich war über die Pis­te. Es ist doch sehr erstaun­lich, was die alten Din­ger hier noch aus­hal­ten müs­sen und offen­bar auch aus­hal­ten. Die Geschick­lich­keits­ein­la­gen waren zum Teil wirk­lich anspruchs­voll und ich staun­te nicht schlecht, dass die Ita­lie­ner mit ihren dicken Stra­ßen­ma­schi­nen hier lang gekom­men sein sol­len und die Stel­le, an der der eine von ihnen den Bauch­lan­der gemacht haben muss, mei­ne ich auch erkannt zu haben. Alle Ach­tung vor den Jungs!

Asphalt gab es dann auch wie­der und der Motor freu­te sich über ver­nünf­ti­ge Arbeit. Es roll­te gut bis Korce und mein Navi soll­te mich sicher auf dem rich­ti­gen Weg durch die Stadt brin­gen. Was ich in der Zwi­schen­zeit gelernt hat­te war, egal ob ich kur­ze Stre­cke oder schnel­le Stre­cke vor­ge­be, es ist immer die kur­ze in die­sen Län­dern. Sonn­tag ist Markt­tag und so führ­te mich das Teil ziel­si­cher über die Markt­stra­ße mit­ten durch das Gewühl von Men­schen, Fahr­rä­dern und Autos. Umge­schaut hät­te ich gern, aber was wür­de in der Zwi­schen­zeit aus mei­nen Sachen? Die Fra­ge gilt für mich übri­gens auch in Deutsch­land.

Was folg­te, war eine abwechs­lungs­rei­che Land­stra­ße gute Qua­li­tät bis zu mei­nem heu­ti­gen Rei­se­ziel ” Hotel Taver­ne Pesh­ku”, etwa 15 Km vor Les­ko­vik. Mor­gen ist dort für mich ein Pau­sen­tag vor­ge­se­hen. Die Vor­in­for­ma­tio­nen ver­spre­chen einen schö­nen Ort zum Pau­sie­ren.

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29.4.13  Pausentag

Ein klei­nes Gast­haus mit Forel­len­zucht­an­la­ge, Gäs­te­bun­ga­lows und einer Wie­se zum Zel­ten. Die Anla­ge liegt wun­der­schön in einem klei­nen, von Laub­wald umge­be­nen Tal. Neben den Forel­len­be­cken sind wei­te­re, über­dach­te Tisch­grup­pen plat­ziert, sodass man wun­der­bar drau­ßen sei­ne Spei­sen genie­ßen kann. Natür­lich gab es heu­te eine gegrill­te Forel­le für mich, es war ein Genuss. Ges­tern Abend kamen noch fünf ita­lie­ni­sche Motor­rad­fah­rer zum Über­nach­ten an. Dies­mal war nur eine BMW (650ccm) dabei, aber alles Endu­ros. Einer von ihnen ist schon meh­re­re Ral­lyes in Nord­afri­ka mit­ge­fah­ren. Als sie mei­ne Bag­hi­ra erkann­ten, kam rich­tig Begeis­te­rung bei ihnen auf. Die Maschi­ne muss einen weit­rei­chen­den Ruf haben. Alle mei­ne Aus­rüs­tungs­de­tails wur­den dis­ku­tiert, bewer­tet und offen­bar auch für gut befun­den. Nach einem gemein­sa­men Früh­stück und Grup­pen­fo­tos mach­ten sie sich auf ihren Weg wei­ter Rich­tung Nord­ost. Ich aber genoss den Tag, schrieb an mei­nem Tage­buch und erle­dig­te mei­ne Wäsche. Jetzt ist es Abend, es gibt kei­nen Strom und mei­ne Welt ist in Ord­nung.

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Erwäh­nen möch­te ich noch den Rei­se­bus vol­ler deut­scher Tou­ris, die hier Pau­se mach­ten. Nicht ein ein­zi­ger von ihnen hatt bei der Ankunft oder sonst irgend­wann gegrüßt. Die sind fast durch mich hin­durch gelau­fen. Soll­te das Kli­schee der Deut­schen im Aus­land doch stim­men? Ich fürch­te, das war am heu­ti­gen Tag die Ant­wort auf die­se Fra­ge.

 

 

30.4.13   nach Griechenland

Start bei Km 33281

Nach einem schö­nen Früh­stück mit­ten in der Frei­luft­an­la­ge mach­te ich mich auf den Weg nach Grie­chen­land. Eini­ge Kilo­me­ter süd­lich befin­det sich der Grenz­über­gang und soll­te somit schnell erreicht sein. Der Stra­ßen­ver­lauf war sehr abwechs­lungs­reich, die Fahr­bahn soweit in Ord­nung. Im letz­ten Ort vor der Gren­ze woll­ten mein Navi und auch ich den Abzweig wie­der mal nicht fin­den, es lag dies­mal mehr bei mir, denn die Schot­ter­stre­cke woll­te ich wohl nicht wahr haben. Man hat­te begon­nen, die­se Stich­stra­ße aus­zu­bau­en, der neue Stra­ßen­ver­lauf war soweit fer­tig. Eini­ge Brü­cken fehl­ten noch — und natür­lich der Asphalt. Mit der Hoff­nung, dass es in Grie­chen­land kei­ne oder zumin­dest wesent­lich weni­ger Schot­ter­stre­cken geben wird, stand ich die­ses letz­te Stück auch noch durch. Schot­ter­stre­cken hat­te ich in der letz­ten Woche sehr reich­lich, und soviel Aben­teu­er wie in Alba­ni­en woll­te ich eigent­lich auf mei­ner Tour nicht erle­ben. Oder ist so etwas das Salz in der Sup­pe sol­cher Tou­ren.


Die Grenz­for­ma­li­tä­ten an dem klei­nen und wenig fre­quen­tier­ten Über­gang waren schnell erle­digt und ich genoss sehr gute Stra­ßen mit opti­ma­ler Stre­cken­füh­rung für Motor­rad­fah­rer. Die Tem­pe­ra­tu­ren lagen ein gan­zes Stück ober­halb des Bik­er­op­ti­mums als eine klei­ne Gast­stät­te am Stra­ßen­rand mit schat­ti­gen Plät­zen zur Pau­se ein­lud. Ein älte­res Paar war der Betrei­ber, ihre Deutsch­kennt­nis­se mach­ten die Bestel­lung sehr ein­fach und gemun­det hat es mir auch. Der Tag lief gut, mei­ne Stre­cken­wahl in Rich­tung Mete­o­ra konn­te nicht bes­ser sein und ich genoss die Fahrt in vol­len Zügen. Von einem Gebirgs­pass aus waren die Fels­for­ma­tio­nen, auf denen die Klös­ter errich­tet wor­den waren, schon von Wei­ten zu sehen.

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Mei­ne Vor­be­rei­tun­gen auf sol­che Sehens­wür­dig­kei­ten beschrän­ken sich meist auf das Fin­den des Weges, alles ande­re wird dann vor Ort ent­schie­den. Laut Land­kar­te ver­läuft eine Ring­stra­ße um die ein­ge­zeich­ne­ten Stel­len, also sehen wir uns das mal an. Die Zufahrt über die Ber­ge hin­ter den Klös­tern war neu gemacht und ganz auf die Besu­cher­wün­sche aus­ge­rich­tet. Die Aus­sichts­punk­te sind so gewählt, dass man die Pro­spekt­bil­der in Natu­ra gebo­ten bekommt.

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Zwi­schen­durch kam ein etwas rund­li­cher Typ mit sei­nem Rol­ler ange­fah­ren und bot neben sei­nem Hotel auch eine klei­ne Über­sichts­kar­te die­ses Gebie­tes an. Mit die­ser war die die Ori­en­tie­rung wesent­lich leich­ter. Da es auf 18 Uhr zuging, wähl­te ich sein Hotel zur Über­nach­tung, hat­te ich es von der Stra­ße aus vor­her auch schon gese­hen. Nach einem schö­nen Abend­essen dozier­te oben genann­ter Typ uns die Ohren mit sei­ner Welt­an­schau­ung und sei­ner Sicht auf die gegen­wär­ti­gen Gescheh­nis­se zu. Jeder Ver­such der Unauf­merk­sam­keit oder The­men­wech­sels wur­de durch ihn mit Nach­druck unter­bun­den. So etwas hat­te ich lan­ge nicht mehr — sehr unan­ge­neh­mer Typ. Ich bekam aber bald die Kur­ve und ver­drück­te mich. Am nächs­ten Mor­gen bekam ich ihn nur kurz zu Gesicht, was ein Glück.

 

 

1.5.13   weiter in Richtung Türkei

Start bei Km 33517

Quer durchs Land in Rich­tung Thes­sa­lo­ni­ki führ­te mich das Navi durch eine wun­der­schö­ne (Motorradfahrer-)Landschaft. Kur­ven und Ber­ge gab es ohne Ende, wie klein sind dage­gen Harz oder Schwarz­wald. Da an dem heu­ti­gen Tag aber Kilo­me­ter machen ange­sagt war, lan­de­te ich dann doch auf der Auto­bahn und selbst die­se war anfangs noch sehr abwechs­lungs­reich. Spä­ter wur­de die Land­schaft fla­cher, um vor Thes­sa­lo­ni­ki glatt wie ein Tisch zu sein. Hin­ter die­ser Metro­po­le kam doch wie­der ein wenig Auf und Ab, Kilo­me­ter schrub­ben bliebt es aber. Für die Grenz­pas­sa­ge Grie­chen­land-Tür­kei braucht ich eine gefühl­te Stun­de. Es waren über 30 Grad und die Schlan­ge vor mir benö­tig­te eini­ge Zeit, um an den Grenz­be­am­ten vor­bei zu kom­men. Durch die Zeit­ver­schie­bung war es plötz­lich eine Stun­de spä­ter und ca. 20 Kilo­me­ter hin­ter der Gren­ze fand sich dann ein ein­fa­ches Hotel an der Stra­ße. Bis hier­her waren es ab mei­nem Start zu Hau­se 4000 Km. Mein “Ziel­land” war also erreicht.

 

weiter in der Türkei nach Osten

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